Spätestens im jahr 1938 kehrten koloniale wertvorstellungen in die siedlung jungfernheide und die wohnanlage an der afrikanischen strasse in Form eines NS-arbeitsschulgartens zurück, der in unmittelbarer nachbarschaft eingerichtet wurde.
Bereits ab 1933 sah das nazi-regime arbeitsschulgärten mit NS-pädagogik für jede schule zumindest als wünschenswert an. Ab 1938 sollte jede schule im deutschen reich über einen arbeitsschulgarten verfügen. Die berliner verwaltungsbezirke sollten zu diesem zweck restgrundstücke im bestand ihrer verwaltung ausfindig machen und diese nötigenfalls benachbarten verwaltungsbezirken zur verfügung stellen.
Der wandel von der schulgarten-bewegung der weimarer republik zu einem politischen werkzeug der nazis zeigte sich auch in der wortwahl: Das nazi-regime verwendete die bezeichnung ›arbeitsschulgärten‹ und betonte damit das element der arbeit, also ein versatzstück nationalsozialistischer politik, das die propaganda des nazi-regimes als besonders ›deutsch‹ markieren wollte. Diese verwendung des arbeits-begriffs beansprucht nicht nur redlichkeit, härte und durchhaltevermögen für sich, sondern war und ist letztlich eine form von othering und abwertung: Denn faulheit ist immer die faulheit der anderen. Indem den schulgärten dieser arbeits-begriff angeheftet wurde, verzweckte das nazi-regime sie für seinen antikapitalistischen antisemitismus.
Entsprechend der absichten des nazi-regimes war das haupsächliche ziel der kolonialpolitik nun die ›ostsiedlung‹. Neben rassistischen und biologistischen inhalten sollten die NS-arbeitsschulgärten deshalb auch die grundlegenden fertigkeiten für die ansiedlung deutscher jungbauern in besetzten gebieten östlich des deutschen reichs (›altreich‹) vermitteln und naturprodukte als beitrag zur rüstungsindustrie liefern.
Einige fassungen der interessengebietspläne des generalbauinspektors für die reichshauptstadt (GBI), Albert Speer, weisen die bauten an der afrikanischen strasse als teil der ›interessengebiete‹ aus. Die möglichen folgen für die wohnanlage an der afrikanischen strasse sind unklar. Sicherlich musste damit gerechnet werden, dass diesen häusern wie auch anderen grosssiedlungen der weimarer moderne nachträglich satteldächer aufgesetzt werden sollten.
Schienenverkehrsstudien des GBI stellen im bereich der afrikanischen strasse S-bahn-trassen dar, die aus dem geplanten nordbahnhof (westlich des S-bahnhofs wedding, im bereich der heutigen lynarstraße) ausgefädelt worden wären.