Die städtebauliche struktur und die häuser der bauphase 1 der siedlung jungfernheide wurden von Hermann Dernburg entworfen. Entsprechend der anforderungen, die an den entwurf gestellt waren, sollte die siedlung die möglichkeit zur selbstversorgung der pächter·innen bieten und zu diesem zweck auch die haltung von kleintieren auf den grundstücken möglich sein.
Das gebiet der siedlung gehörte nach der damals geltenden, ersten gross-berliner bauordnung zur bauklasse 2, während das gebiet der friedhöfe an der äußeren seestrasse der bauklasse 1 zugeordnet war. Eine wohnbebauung der friedhöfe hätte also eine siedlungsstruktur ergeben, die im vergleich zur siedlung jungfernheide sogar noch stärker aufgelockert gewesen wäre. Das gebiet der friedhöfe war jedoch nicht teil der siedlungsplanung.
Die städtebauliche struktur der siedlung jungfernheide nach Dernburgs entwurf wurde nur etwa zu einem drittel ausgeführt. Von den von ihm entworfenen häusern wurde sogar nur etwa ein sechstel gebaut, weil die bautätigkeit in eigenregie des bezirksamtes wedding (sog. regiebau) 1922 zur zeit der hyperinflation im deutschen reich zum erliegen kam.
Der nicht ausgeführte teil des städtebaulichen entwurfs lag westlich der senegalstrasse. Diese fläche wurde kurz darauf für die anlage des heutigen goetheparks genutzt. An der senegalstrasse, im bereich des goethesteins, hatte Dernburg einen rechteckigen dorfplatz vorgesehen. Zwischen diesem dorfplatz und den friedhöfen sollte eine grundschule errichtet werden. An der südseite der verlängerten transvaalstrasse wären nach Dernburgs entwurf einzelhandelsflächen entstanden. Der breite grünstreifen auf transvaalstrasse und dohnagestell wurde für den bau einer strassenbahntrasse freigehalten.
Nach dem ende der hyperinflation wurden auf den noch nicht bebauten parzellen der bereits ausgewiesenen strassen zwischen goethepark und afrikanischer strasse von einer anderen wohnbaugesellschaft veränderte haustypen errichtet. Das betraf vor allem die tangastrasse: Dort wurden alle häuser erst in bauphase 2 der siedlung gebaut.
Zuletzt wurden ab 1926 die blockränder der siedlung mit der wohnanlage an der afrikanischen strasse nach dem entwurf von Ludwig Mies ergänzt. Der bereich westlich und östlich der vorderen afrikanischen strasse war der bauklasse 3 zugeordnet und ermöglichte deshalb eine bebauung mit bis zu 3 etagen. Sie sollte zu den häusern der bauklasse 4 überleiten, die erst im nördlichen teil der afrikanischen strasse errichtet werden durften (heutige friedrich-ebert-siedlung). Die bebauung der afrikanischen strasse gegenüber der wohnanlage von Ludwig Mies wurde jedoch nie ausgeführt. Durch sie wäre der stadtraum an der vorderen afrikanischen strasse eingefasst worden.
Die wohnanlage war das grösste projekt, dass Mies zu diesem zeitpunkt seiner berufstätigkeit ausgeführt hatte. In der reihe seiner ausgeführten modernen entwürfe steht sie zwischen dem Haus Ryder in wiesbaden und dem Haus Wolf in guben, während ihre grössenverhältnisse eher den architektonischen studien entsprechen, mit denen Mies in der ersten hälfte der 1920er jahre die grosse berliner kunstaustellung beschickt hatte. Die breite einer der drei zeilenbauten (block II–IV) entspricht etwa einer langseite der von Mies dreissig jahre später entworfenen crown hall in chicago.
Die wohnanlage ist eines der frühen beispiele in modernem stil für ein kennzeichnendes merkmal der entwürfe von Ludwig Mies: Die art der verschränkung von natur und umbautem raum.
Die garten- und wegestruktur der wohnanlage ist im wesentlichen erhalten, jedoch durch eine reihe von hainbuchen entstellt, die als vergeblicher lärmschutzversuch in den 1960er jahren entlang des gehwegs der afrikanischen strasse gepflanzt wurde und die seither den blick auf die fassaden verstellt.
Wer die gartenstruktur entwarf, ist nicht sicher bekannt, auch deshalb, weil dazu bisher keine pläne bekannt sind. Aus einer von uns neu aufgefundenen quelle geht hervor, dass das bezirksamt wedding für den 28. september 1926 ›zwecks Festlegung der Ausbildung der Vorgärten vor den Bauten […] Afrikanische Straße‹ zu einem ortstermin in der afrikanischen strasse einlud, an dem Ludwig Mies, bezirks-baustadtrat ingenieur Hans Bock (USPD), bezirks-gartendirektor Rudolf Germer und evtl. weitere personen teilnehmen sollten oder teilgenommen haben.
Die ergebnisse des ortstermins sind bislang unbekannt. In der forschung zur wohnanlage an der afrikanischen strasse ist diese quelle der erste greifbare beleg in form von schriftgut dafür, dass Mies an der entscheidungsfindung über die gartenstruktur beteiligt war. Das gilt freilich auch für die übrigen teilnehmer·innen des ortstermins.
Unklar ist bisher auch, warum die in der flucht der wohnanlage liegende parzelle zwischen sambesistrasse, afrikanischer strasse und transvaalstrasse unbebaut blieb? Dort wurde nach dem zweiten weltkrieg der heute vorhandene tennisplatz angelegt. Auf dieser parzelle hätte ein fünfter block der wohnanlage ohne weiteres platz gehabt. Da die wohnanlage mit dem gestaffelten block I an der tangastrasse einen gestalterischen auftakt erhielt, erscheint schlüssig, dass sie mit einem block V auch einen gestalterischen abschluss erhalten haben könnte.
Ein grund dafür, dass ein fünfter block der wohnanlage nicht ausgeführt wurde, könnte in der beginnenden weltwirtschaftskrise liegen. Es gibt jedoch auch hinweise darauf, dass die planungen für den volkspark rehberge vorsahen, die parkanlage auch auf den bereits errichteten teil der siedlung jungfernheide und die fläche der evangelischen friedhöhe an der seestrasse auszudehnen. Vor diesem hintergrund erscheint denkbar, dass das bezirksamt darauf hingewirkt hat, einen etwaigen fünften block nicht auszuführen.
Nach abschluss der arbeiten an den blöcken I–IV wurde die eckparzelle jahrelang als parkplatz genutzt. Sollte ein fünfter block tatsächlich geplant gewesen sein, ist dazu bisher kein entwurf bekannt.
Ludwig Mies setzte in seiner archigrafie (schrift am bau) grundsätzlich die klassizistisch geprägte DURCHGEHENDE GROSSSCHREIBUNG ein (sog. versal- oder majuskelschrift). Um zu einer kritischen distanz zu Mies‘ positionen und entwürfen beizutragen, verwenden wir gemässigte kleinschreibung.